Einer der großen Vorteile des Radtrainings ist es, vom Sattel aus neue Orte zu erkunden. Tommaso Giacomel, der 2024 das Blaue Trikot als bester Nachwuchsathlet gewann, liebt das Radfahren schon seit vielen Jahren: „Man ist schnell unterwegs und kann auf einer einzigen Tour viele verschiedene Orte erkunden. Du kannst verschiedene Bergpässe hinaufkraxeln oder Sehenswürdigkeiten ansteuern. Das gefällt mir.“
Die Schweizerin Aita Gasparin, die im vergangenen März bei der Single-Mixed-Staffel in Pokljuka ihr erstes Podium im Weltcup feierte, pflichtet ihrem Kollegen bei: „Auf dem Rad empfinde ich pure Freiheit. Du kannst schnell viele Kilometer abspulen, und zwar allein mit deiner eigenen Körperkraft. Du kannst über Straßen und Orte eine ganze Region entdecken und siehst Dinge, die du zuvor noch nie gesehen hast. Das ist unbeschreiblich schön.“
Vor kurzem war sie mit dem Rad auf Mallorca unterwegs: „Mich hat beeindruckt, wie viele Radbegeisterte dort rumgefahren sind. Du kommst in einen kleinen Ort mitten im Nirgendwo und triffst Dutzende Gleichgesinnte, die am zentralen Platz einen Kaffee-Stopp einlegen. Das schafft einen unglaublichen Gemeinschaftssinn.“
Die Österreicherin Anna Gandler nahm vor Kurzem ihre erste 100-km-Tour der Saison in Angriff. Letzte Woche erlebte sie den Radsport allerdings aus einer ganz anderen Perspektive, als sie beim Giro d‘Italia einen ganzen Tag in einem der Sponsorenfahrzeuge mitfahren durfte. „Der Giro war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Die Leistung der Profis hautnah zu erleben, hat mich sehr beeindruckt. Sie sind derart schnell, dass man ihnen manchmal selbst im Auto kaum folgen kann! Außerdem sind sie drei Stunden bei strömendem Regen unterwegs gewesen, ohne langsamer zu werden. Das zeugt von einer bewundernswerten psychischen und körperlichen Stärke. Das werde ich mitnehmen.“
Neben touristischen Aspekten eignet sich das Radfahren natürlich hervorragend, um die eigene Kondition aufzubauen. Laut Giacomel ist Radfahren dabei weitaus angenehmer als Laufen: „Der Trainingsblock auf dem Rad ist sehr wichtig, da du im Gegensatz zum Laufen große Umfänge abspulen kannst, ohne deinen Körper und deine Gelenke übermäßig zu belasten. Eine sechsstündige Radtour ist etwas völlig anderes als sechs Stunden zu laufen.“
Gasparin ergänzte: „Radfahren ist zu Beginn der Sommervorbereitung eine tolle Möglichkeit, um viele Stunden leichtes Ausdauertraining anzusammeln. Du kannst deinen Herzschlag über Stunden hinweg sehr gut kontrollieren und im gewünschten Bereich halten, ohne deine Gelenke übermäßig zu belasten.“
Anna Gandler meinte ebenfalls, dass man „mehrere Stunden auf dem Rad trainieren kann, ohne den Körper so stark wie beim Laufen oder auf Skirollern zu belasten. Vier Stunden im Sattel fühlen sich etwa genauso an wie zwei Stunden laufen, nur dass es für Körper und Geist viel einfacher ist.“
Wenn man Radsportbegeisterte nach ihrer Lieblingsstrecke fragt, haben die meisten gleich mehrere Favoriten parat. Giacomel mag die Pässe in den Dolomiten nahe seiner Heimat, kann aber auch der abwechslungsreichen Landschaft im Nordosten Italiens viel abgewinnen. „Ich mag die Ebenen und die nahe gelegenen Prosecco-Hügel bei Valdobbiadene. Ich liebe das Radfahren, auch Mountainbiken, vor allem hier in Val di Primiero. Das ist ein wahres MTB-Paradies.“
Auch Gasparin hat eine Lieblingsroute in den Bergen: „Eine meiner Lieblingsstrecken führt hinauf zum Albulapass. Der Anstieg beginnt im Grunde bei Lenzerheide und führt bis ins Engadin. Die Straße mit ihren Kehren ist einfach sensationell. Ich kann sie allen, die mit dem Rad in die Schweiz kommen, nur wärmstens empfehlen.“
Anna Gandlers Lieblingsstrecken sind etwas weiter von ihrer Heimat entfernt: „Ich liebe es, in Südfrankreich oder in der Toskana in die Pedale zu treten. Die Kombination aus wunderschöner Landschaft, diesen charmanten südeuropäischen Häusern und dem naheliegenden Meer ist einfach fantastisch.“
Ganz gleich, ob als intensive Trainingseinheit oder um neue Orte zu entdecken: Der Weltfahrradtag ist die perfekte Gelegenheit, um in die Pedale zu treten.
Fotos: IBU/Tommaso Giacomel, Aita Gasparin, Anna Gandler